Sozial-ökonomische Berichte aus dem Amt Marienberg 1809
Amt Marienberg (Gesamtdarstellung)
1806 kam Oranien-Nassau zum von Paris aus regierten Großherzogtum Berg. Entsprechend wurde das französische Verwaltungssystem auf die neuen Gebiete übertragen. 1809, kurz vor der Auflösung der Ämter (die 1815/16 im Herzogtum Nassau rekonstituiert wurden), wurde unter dem Titel “Statistisch-ökonomische Nachrichten vom Amt Marienberg” eine umfassende Analyse der sozialen und ökonomischen Situation der Bevölkerung durchgeführt, wie sie vorher sowohl vom Umfang als auch von der Detailschärfe her nicht ansatzweise erreicht wurde. Dabei entstand eine anschauliche und ungeschönte Darstellung der sozial-ökonomischen Lage der Bevölkerung.
Man ging auf drei Ebenen vor: das Amt in einer Überblicksdarstellung, die Munizipalitäten und die einzelnen Dörfer. In der bergischen Zeit wurden nach französischem Vorbild die Kirchspiele als staatliche Körperschaft praktisch abgelöst. Die einzelnen Dörfer blieben zwar noch als Einheit mit einem Rest-Haushalt bestehen, wurden auch bei der Besteuerung getrennt geführt, die unterste Ebene der regulären Kommunalverwaltung stellten aber nun die Munizipalitäten als Großgemeinden dar, vergleichbar mit den heutigen Verbandsgemeinden. Dabei wurden gemäß dem durch die Französische Revolution eingeführten neuen System der Kommunalverwaltung keine rechtlichen Unterschiede mehr zwischen Stadt- und Landgemeinden gemacht. Die neue Munizipalität (oder Mairie) Höhn wurde aus den Kirchspielen Höhn und Rotenhain (Rotzenhahn) gebildet.
In der nächsten Stufe wurden auch die Ämter aufgelöst und die neuen Kantone gebildet. Wir gehörten zum Kanton Rennerod, dem Arrondissement (Regierungsbezirk) Dillenburg und dem Département Sieg.
Wir dokumentieren aus den im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden verwahrten, äußerst umfangreichen Akten in Transkription die Abschnitte zum Amt Marienberg, zur Munizipalität Höhn, zu den Dörfern Hölzenhausen und Langenhahn sowie stark gekürzt zu Bellingen.
Eine Interpretation wird an anderer Stelle erfolgen. Nur ein Detail sei hervorgehoben. Aus den Einzelberichten geht hervor, wie scharf die Trennung zwischen den Kirchspielen war. So benutzte man noch 1809 in Hölzenhausen (früher Kirchspiel Höhn) ein anderes Getreidemaß als in Langenhahn (Kirchspiel Rotenhain). Das hatte seine Gründe in den naturräumlichen Gegebenheiten und den wirtschaftlichen Bindungen der beiden Dörfer. Der Hauptmarktort von Hölzenhausen war Hachenburg, also nutzte man das Hachenburger Getreidemaß, der Hauptmarktort von Langenhahn war Hadamar, also rechnete man mit Hadamarer Maß. Einzelheiten dazu in den jeweiligen Berichten.
Abbildung:
Statistisch-ökonomische Nachrichten vom Amt Marienberg. 1809.
Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. HHStAW 370, 141.
Hochgeladen am 22. August 2023. Zuletzt editiert am 3. November 2023.